Analyse deutet auf mögliche Überversorgung bei kieferorthopädischen Behandlungen hin

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Symbolfoto

Saarbrücken, 8. Oktober 2024 – Eine aktuelle Auswertung des BARMER-Zahnreports, erstellt von Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden, deutet darauf hin, dass Mädchen im Saarland möglicherweise zu häufig kieferorthopädisch behandelt werden. Laut dem Bericht erhalten 58,9 Prozent der Mädchen im Alter von acht bis 17 Jahren eine entsprechende Behandlung, während der Anteil bei Jungen derselben Altersgruppe bei 48,4 Prozent liegt.

Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, sieht mögliche Erklärungen in gesellschaftlichen Schönheitsidealen und elterlicher Fürsorge. Sie betont jedoch, dass der Unterschied nicht auf einen höheren medizinischen Bedarf bei Mädchen zurückzuführen sei. „Eine kleine Zahnfehlstellung bei Jungen wird möglicherweise häufiger als unproblematisch angesehen, während sie bei Mädchen als belastend empfunden wird,“ so Kleis.

Regionale Unterschiede bei kieferorthopädischer Behandlung

Der Bericht zeigt auch deutliche regionale Unterschiede bei der kieferorthopädischen Versorgung. Während im Saarland durchschnittlich 53,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen behandelt werden, liegt der Wert in anderen Bundesländern wie Bremen bei 45,9 Prozent und in Bayern bei 59,7 Prozent. Innerhalb des Saarlandes reicht der Anteil der behandelten Acht- bis 17-Jährigen von 55,0 Prozent im Saarpfalz-Kreis bis 52,1 Prozent im Landkreis Merzig-Wadern.

„Die regionalen Unterschiede lassen sich nicht allein durch das Auftreten von Zahnfehlstellungen erklären“, so Kleis weiter. Auch wirtschaftlich starke Regionen weisen teils erhebliche Schwankungen bei der Häufigkeit der Behandlungen auf.

Zugang zur kieferorthopädischen Versorgung

Der Zahnreport zeigt zudem, dass der Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten für Kieferorthopädie im Saarland mit 2,2 Fachkräften pro 10.000 Kinder und Jugendliche zufriedenstellend ist, jedoch hinter anderen Bundesländern wie Hamburg und Hessen (jeweils 3,1) zurückliegt. Sachsen-Anhalt und Bremen verzeichnen mit 1,8 Fachärzten die geringste Dichte.

Kleis betont die Bedeutung einer flächendeckenden Versorgung: „Auch in Regionen mit weniger spezialisierter Versorgung können Defizite durch allgemeinzahnärztliche Praxen ausgeglichen werden. Kieferorthopädische Behandlungen tragen zur Gesundheit und Lebensqualität bei und können später größere Eingriffe vermeiden.“

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