In diesem Jahr begann die Apfelblüte in Deutschland so früh wie noch nie. Bereits am 8. April und damit 16 Tage vor dem langjährigen Mittel setzte die Blüte ein. Hochstamm Deutschland e.V., eine bundesweite Streuobstplattform, hat die Situation untersucht und bei Streuobstakteuren in verschiedenen Regionen nachgefragt, welche Auswirkungen dies auf die Ernte haben könnte.
Der Deutsche Wetterdienst bestätigte den ungewöhnlich frühen Blühbeginn an verschiedenen Standorten im Land. Besonders bemerkenswert war der früheste Blühtermin am 15. März im Nordosten Nordrhein-Westfalens, während im Norden Deutschlands die Blüte erst am 1. Mai begann. Diese extrem frühen Blühzeiten sind ein Rekord und weichen deutlich vom Durchschnitt der vergangenen Jahre ab.
Dr. Ulrich Mayr vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Baden-Württemberg bestätigte diese Beobachtungen und berichtete von der frühesten Blüte, die jemals registriert wurde. Auch in anderen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen blühten die Obstbäume zwei bis drei Wochen früher als üblich und nahezu gleichzeitig, was sonst selten vorkommt.
Im Lallinger Winkel in Niederbayern war die Blüte durch den warmen März und April sogar bis zu fünf Wochen früher. Maria Gruber vom Streuobstwiesenkompetenzzentrum beobachtete jedoch Unterschiede zwischen den Obstarten: Während Kirschen, Pfirsiche, Zwetschgen und Birnen die Blütezeit gut überstanden, bleibt bei den Apfelbäumen noch abzuwarten, wie sich die frühe Blüte auswirkt.
Die frühe Blüte erhöht das Risiko von Spätfrösten, die zu Ernteeinbußen führen könnten. Dr. Ulrich Mayr machte jedoch Hoffnung, dass es nur in wenigen ungünstigen Lagen leichte Frostschäden gab und die Befruchtung insgesamt gut sei. Dennoch warnte er, dass ausgedehnte Trockenperioden im Sommer zu vorzeitigem Fruchtfall und Kleinfrüchtigkeit führen könnten.
In Mecklenburg-Vorpommern blieben die Obstbäume ebenfalls weitgehend vom Frost verschont, allerdings war das Zeitfenster für Bestäuberinsekten wegen der kühlen Temperaturen sehr kurz. Sabine Washof aus Niedersachsen bemerkte, dass die Bestäuberaktivität bei den späteren Sorten besser war, obwohl die Blüten nicht geschädigt wurden. In Niederbayern stellte Maria Gruber fest, dass der Regen die Blüten negativ beeinflusste und teilweise zu Fäulnis führte.
Die endgültigen Auswirkungen auf die Ernte sind noch unklar und hängen stark vom Wetter in den kommenden Wochen und Monaten ab. Während einige Akteure eine geringere Ernte erwarten, zeigt sich Maria Gruber optimistisch und hofft auf eine solide Ernte mit vielen verschiedenen Obstsorten.
Abschließend bleibt abzuwarten, wie sich die frühen Blühzeiten auf die Lagerfähigkeit der Früchte auswirken werden. Trotz der Unsicherheiten freuen sich die Streuobstakteure auf eine gute Ernte und setzen auf die Anpassungsfähigkeit der Natur.